In meiner langjährigen Unterrichts- und Musizierpraxis bin ich nie einem wirklich „unmusikalischen“ Menschen begegnet. Vielmehr glaube ich, dass jedem Menschen eine natürliche Musikalität innewohnt. Wir teilen alle die Sehnsucht, uns von Musik berühren zu lassen und künstlerisch-kreativ auszudrücken. Es gilt diesen Zugang zum inneren musikalischen Wesen zu entdecken und zu öffnen, denn oftmals ist er noch verborgen oder verloren gegangen.

Deshalb ist das Erlernen eines Instrumentes immer in erster Linie die Beschäftigung mit Musik im Allgemeinen, sie zu empfinden, zu verstehen, zu genießen, an ihr Freude zu haben. Im Klavierunterricht ist nicht mehr das Entscheidende, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Taste zu treffen. Die Unterrichtsmethode besteht heute längst nicht mehr darin, passiven Schülern theoretisches Wissen zu vermitteln und Tonleitern zu üben. Lernen ist zu einer aktiven schöpferischen Tätigkeit geworden. Die Aufgabe des Lehrers ist lediglich die Schüler auf ihrem Weg zu begleiten und, wo es nötig ist, Hilfestellungen zu geben. Er muss ihre Stärken und Talente erkennen und fördern. Nur in der eigenen Kreativität ist es dem Lernenden möglich, sein musikalisches Wesen zu erkennen und so später selbständig zu spielen.